1798 - Werkstatt des Lebens by Unbekannt

1798 - Werkstatt des Lebens by Unbekannt

Autor:Unbekannt [Unbekannt]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-10T17:51:54+00:00


6.

Ausnahmsweise einmal war der Begriff vom Kampf ums Dasein berechtigt. Auf Acctol jedenfalls schien eine unendliche Schlacht zu toben, ein Kampf eines jeden Geschöpfs gegen alle anderen.

Die Sonde lieferte die Beweise dafür.

Auffällig war zunächst einmal das schier unglaubliche Tempo, in dem jede Entwicklung ablief.

Wachstumsprozesse, die auf vergleichbaren Planeten Monate oder Jahre in Anspruch genommen hätten, liefen auf der Oberfläche Acctols binnen weniger Stunden ab, manchmal in Minuten.

Irgendwo in der Erde, die unter dem grünen Teppich darüber kaum zu erkennen war, keimte eine Pflanze. Ein weißgrüner Halm schoß hervor, breitete erste Blätter aus - seltsam gezackt und mit einer fahlgelben Flüssigkeit bedeckt. Die Pflanze schoß in die Höhe.

Eine kleine Armee fünfbeiniger Insekten kam vorbeigekrabbelt und wurde mit wütender Entschlossenheit angegriffen. Dämpfe stiegen aus der Wurzelregion der Pflanze auf und lockten die Insekten an.

Die Blätter, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit bildeten, fielen plötzlich von den Zweigen und seltsamerweise immer mit der klebrigen Seite nach unten. Sie legten sich auf die Insekten - der Begriff war in diesem Fall wissenschaftlich falsch, aber die Galaktiker nannten der Einfachheit alles, was kleiner als ein Finger war und emsig (sprachlich verwandt mit Ameise) krabbelte, kurzerhand Insekt - rollten sich zu zeigefingerlangen Zigarren zusammen und verdauten ihre Opfer. Eine blaßrote Flüssigkeit tropfte aus den Röhren, versickerte im Boden und verhalf der Pflanze zu einem neuen Entwicklungsschub.

Innerhalb von knapp zehn Minuten - die Galaktiker sahen atemlos zu - schoß die Pflanze um zwei Meter in die Höhe und bekam einen Stamm, etwa so dick wie der Unterarm eines Ertrusers.

An der Spitze bildete sich eine grünwuchernde Knolle, die immer mehr anschwoll.

Dann verharrte sie ...

Wenig später bewegte sich etwas mit rasender Geschwindigkeit durch die oberen Regionen dieses lebensbrodelnden Dschungels. Etwas, das braun und silbern gestreift war und sieben Gliedmaßen hatte. Ehe die Beobachter das Tier erkennen konnten, platzte die Knolle auseinander und schoß ein silbrig schimmerndes Netz in die Höhe.

Das Tier - kurzerhand Streifenaffe getauft - wurde davon eingehüllt, verlor den Halt und stürzte, sich mehrfach überschlagend, aber ohne einen Laut auszustoßen, in die Tiefe.

Abermals traten die Blätter in Aktion, regneten auf den gefangenen Affen herab, der sich mit allen Kräften freizustrampeln versuchte; während er noch zappelte und strampelte, sickerte es bereits rötlich in den Boden, und nach drei Minuten war das Opfer spurlos verschwunden. Sogar die Knochen - falls es welche gehabt hatte - waren aufgesogen worden.

„Meine Exfrau ist eine Pflanzennärrin", murmelte Friel Ponsent, zugleich grinsend und sehr bleich werdend. „Das wäre ein schönes, überraschendes Trennungsgeschenk zur Vertragsauflösung!"

„Kann es sein, daß du ein rachelüsternes Scheusal bist?" erkundigte sich Verena Cassel anzüglich.

„Gar nicht", antwortete Friel. „Ein bißchen nachtragend vielleicht..."

„Sehen wir weiter ...", murmelte Michael Rhodan. Er war sichtlich beeindruckt.

Die Sonde setzte ihren Flug fort, dicht über der Oberfläche. Meist schwebte sie in Wipfelhöhe über dem riesigen Urwald, an markanten Stellen ließ Michael sie tiefer sinken und Großaufnahmen liefern.

„Aha, es gibt auch große Tiere auf Acctol...", stellte Verena fest. Auch sie nahm ihre Zuflucht zu sarkastischen Bemerkungen. „Fast so beeindruckend wie andere große Tiere, die ich kenne ..."

Vier runde Füße an kurzen, stämmigen Beinen.



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